Widerstand durch Wissen
St. Wendel, 16. Oktober 2025
Schöpfung bewahren heißt: den Boden schützen.
Wenn in St. Wendel die Wendelswoche gefeiert wird, geht es um mehr als Tradition. Sie erinnert an Wendelin – den Schutzpatron der Bauern und Hirten, der die Schöpfung achtete und die Erde als Geschenk verstand. Diese Haltung ist aktueller denn je: Boden ist kein Standortfaktor – Boden ist Lebensgrundlage.
Er speichert Wasser, bindet CO₂, filtert Schadstoffe, schützt vor Hochwasser und schenkt Nahrung. In einer handvoll Erde leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Erde. Fruchtbarer Boden entsteht unendlich langsam – und verschwindet erschreckend schnell. Für eine handbreite Schicht braucht die Natur Jahrtausende. Gleichzeitig werden in Deutschland täglich rund 50 Hektar Boden (ca. 70 Fußballfelder) überbaut oder versiegelt. (Umweltbundesamt, 2024).
Versiegelte Böden bedeuten mehr als verlorene Fläche. Sie zerstören Lebensräume, gefährden Artenvielfalt und Trinkwasser und schwächen das Klima. Im Martinstälchen unterhalb des Missionshauses sprudelt eine Quelle in Babywasserqualität – höchst schützenswert. Trotzdem sollen im Naherholungsgebiet 27 Hektar Natur bebaut werden – ohne nachvollziehbaren Bedarf.
Wohnungsleerstände und Baulücken in der Innenstadt sowie über 250 Wohneinheiten aus den drei geplanten Neubaugebieten Abendstall, Lanzenberg und Sportplatz Alsfassen zeigen: Das Angebot übersteigt bereits den Bedarf. Der Landesentwicklungsplan schreibt längst vor: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Das ist nicht nur Vorschrift, sondern gesunder Menschenverstand – und ein Schutzschild gegen Flächenfraß.
Boden ist Lebensgrundlage, kein Spekulationsobjekt. Ihn zu schützen ist eine Frage von Vernunft und Verantwortung – auch kommenden Generationen gegenüber.
Wer sich christlich nennt, sollte hier nicht mit Symbolpolitik reagieren, sondern Verantwortung zeigen. Ein Baum für die Kamera ist leicht gepflanzt. 27 Hektar versiegelter Boden sind für Generationen verloren.
Wendelin steht für Achtung von Menschen, Natur und Tier. Wer sich auf ihn beruft, muss nach seinen Werten handeln – nicht in Worten, sondern in Taten.
Warum Versiegelung keine Lösung ist, zeigt der Film „Das Ende der Neubaugebiete – Wohnraum ohne Naturzerstörung“ (ARD-Mediathek)
Das Foto zeigt eine Mosaik-Abbildung von Wendelin am Missionshaus.